CLZ 742: Thomas de Aquino, Super quarto Sententiarum Petri Lombardi (Mainz, Schoeffer, 1469) ist das älteste gedruckte Buch der Librije

Ursprüngliche Sammlung und Erweiterung

De Librije besitzt insgesamt 8 Manuskripte und 821 gedruckte Werken. Neben den von Anfang an vorhandenen Büchern sind im Laufe der Zeit weitere durch Ankäufe, Schenkungen und Legate hinzugekommen. Aber auch mehrere Bücher sind verschwunden. Dies geht aus den verschiedenen Katalogen und Bücherlisten hervor, die im Laufe der Jahrhunderte erstellt wurden.

Die Manuskripte stammen aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert. Das älteste gedruckte Werk stammt aus dem Jahr 1469, das letzte erschien 1817. Eine Besonderheit sind die 87  Inkunabeln – Bücher, die vor 1501 erschienen sind.

Inhalt

Der größte Teil der Sammlung besteht aus theologischer Literatur (32 %). Zudem sind auffallend viele juristische Werke vorhanden (30 %). Geschichte ist mit 12 % vertreten, Sprache und Literatur mit 7 %. Überraschend ist auch die Zahl der Schulbücher (12%), darunter mehrere Unikaten.

CLZ 132: Willem Jansz Blaeu, Zeespiegel. Amsterdam, W.J. Blaeu, 1623. 3 Teile in 2 Bände.

Besondere Bücher

De Librije besitzt ein sehr berühmtes Buch: das Werk von (Nicolaus) Copernicus, De revolutionibus corporum coelestium (Nürnberg, 1543). Darin zeigte der Autor, dass nicht die Erde, sondern die Sonne das Zentrum des Universums ist.

Selten ist auch das Werk von (Willem Jansz.) Blaeu, Zeespiegel (Amsterdam, 1623), da dies die vollständigste bekannte Exemplar ist. Das für die Schifffahrt bestimmte Werk enthält Karten, auf denen Meeresküsten dargestellt sind.

Schulbücher

De Librije besitzt über hundert Schulbücher. Die Hefte werden erstmals 1827 von Dirk van Wullen in seinem Archiv der Kanzlei der Walburgiskirche erwähnt. Nach K.O. Meinsma stammen sie möglicherweise aus dem Nachlass von Theodorus Velpius, Rektor der Kapitelschule in Zutphen, der 1569 starb. Es handelt sich dabei um die in der Velpius-Liste erwähnten „19 Bücher im Kleinformat“. Meinsma ließ die Konvolute auseinandernehmen und als separate Titel neu binden.

Er beschloss, sie in die Bibliothek der Librije aufzunehmen, obwohl es sich streng genommen nicht um Librije-Bücher handelt. Man sieht, dass sie intensiv genutzt wurden. Deshalb gibt es manchmal keine weiteren Exemplare dieser Hefte. Neben Notizen enthalten sie auch gewöhnliche Zeichnungen. Schon damals haben die Schüler nicht immer aufgepasst. In der Vitrine im Librije liegt ein kleines Schulbuch, von Mäusen angefressen. Auf den aufgeschlagenen Seiten befinden sich Zeichnungen von Vögeln. Das Heft ist ein Lehrbuch der lateinischen Grammatik und wurde von Erasmus geschrieben. De Librije besitzt nicht weniger als 76 Publikationen von ihm oder zu denen er beigetragen hat.

CLZ 336

Buchbinder in Deventer

Einer der Buchbinder, mit denen die Verwalter der Librije zusammenarbeiteten, war Vincent van Russenborch in Deventer. Damals kaufte man ein Buch nämlich oft nicht in der Form, wie wir es heute kennen. Man kaufte ein Stack zusammen gehörende Papiere. Das musste zusammengehalten werden, und darum kümmerten sich die Buchbinder. Vincent wusste genau den Zweck der Bücher in der Librije. Vincent war aber  auch ein Anhänger der Protestanten, nämlich Luther. Als guter Buchbinder verzierte er die Bucheinbände. Er benutzte jedoch dafür auch Bilder der Reformatoren: Johannes Hus, Martin Luther, Philippus Melanchton und auch Erasmus. Berner hat das nie herausgefunden. Doch Vincent van Russenborch wurde erwischt, vermutlich verraten. Im Jahr 1564 verließ er Deventer überstürzt. Was aus ihm wurde, ist nicht bekannt.

CLZ 467 reformatoren

Bildnis Martin Luther